Explosives Duell

Gestern Abend sollte es so weit sein: Mein guter Freund BB und ich wollten für unsere WINGS OF WAR-Duelle endlich die Höhenstufen-Regeln ausprobieren und einführen. Zum Aufwärmen entschieden wir uns für ein simples 2vs2. BB stellte seine neu erworbenen Maschinen vor -- beides Flugzeuge der Entente. Die französische Nieuport 17 mit Charles Nungesser als Piloten (Manöverdeck: I, Schadendeck: A, Schadenpunkte: 12) und die amerikanische AIRCO D.H.4 der American Expeditionary Force (Manöverdeck: H, Schadendeck: A/A, Schadenpunkte: 15).


I
ch entschied mich für meine beiden bewährten
Fokker D.VII (im Vordergrund unscharf zu sehen) mit Ernst Udet und Hermann Göring als Piloten (beide Manöverdeck: L, Schadendeck: A, Schadenpunkte: 16).

Nachdem wir verdeckt unsere Startpositionen ermittelt hatten, starteten wir mit brummenden Motoren Richtung Feindesland. Als wir uns in der Mitte des Niemandslands trafen, flogen Göring bereits die ersten Kugeln Nungessers um die Ohren; genauer gesagt beharkte der rückwärtige Copilot mein weißes Flugzeug mit einer ordentlichen Salve. Die ersten beiden Treffer säbelten mir sieben Punkte Schaden durch die Bespannung. Ich sah schon die frisch überholte Fokker das Segeltuch streichen...

Göring setzte zu einer scharfen Rechtskurve an und hatte Nungesser im Fadenkreuz -- genau in der Kernschußweite! BB zog zwei A-Schadenkarten. BÄM! Die Maschine explodierte, und Trümmer trudelten in die Tiefe. Acht Schadenkarten (eine für Udet (0 Schaden), sieben für Göring (13 Schaden)) später unterläuft Udet ein tragischer Flugfehler.

-------[Ich habe zwei Manöverkarten in der falschen Reihenfolge abgelegt: anstatt Immelmann, Gleitflug, kurze Linkskurve (Stall) legte ich Gleitflug, Immelmann, Linkskurve (Stall)...]-------

Damit war Udets Schicksal besiegelt. Göring traf aber nach einem erfolgreichen Immelmann frontal auf die AIRCO D.H.4. BB zog zwei A-Schadenkarten. WÄM! BÄM! Die Maschine verging in einem Feuerball, und wieder trudelten Trümmer in die Tiefe. Leider trudelte damit auch BBs Stimmung unbarmherzig in widrige Witterung. Der Vollblut-Ökonom hatte ohnehin bereits einen stressigen Tag (u.a. Klausurenkorrekturen, Baulärm im Haus) mit zermürbenden Zwischenfällen (bei denen er z.B. einen Seitenspiegel an einem parkenden Auto abfuhr) hinter sich. Nach dem Desaster mit den beiden Explosionen (das A-Schadendeck enthält 70 Karten, davon sind zwei Explosionen!) konnte ich BB nicht mehr dazu bringen, sich unserem eigentlichen Ziel des Abends zuzuwenden. Mein frisch gemahlener und traditionell gebrühter Espresso befeuerte nur noch BBs (verzweifelten und ergebnislosen) Versuch, die 'tödlichen' Zufallstreffer zu erklären, anstatt die durch das Koffein geweckte Restenergie im Luftkampf mit Höhenstufen-Regeln zu verpulvern. Nach etwa einer Stunde einigten wir uns darauf, daß die Chance, nach insgesamt 14 gezogenen A-Schadenkarten erneut eine der beiden Explosionskarten zu ziehen, bei 3% (BBs Schätzung) oder 5% (meine Schätzung) liegen muß. BB nahm sich die genauere Errechnung als Hausaufgabe mit ins Wochenende. An eine Fortsetzung unseres WINGS OF WAR-Abends war nicht zu denken.

-------[Ach ja, zu Anfang des Abends brach BB beim Auspacken seiner SPAD XIII mit Francesco Baracca (Italien) das Fahrwerk ab. Ich konnte es zum Glück wieder ankleben, aber damit war für BB der Abend schon unter einem schlechten Omen begonnen...]-------

Mit den Gedanken bei
Émile Borel und der Stochastik verabschiedete sich BB in den noch jungen Abend. Ich beseitigte traurig die Trümmer, leerte ein weiteres Radler und widmete mich dem Apfelstrudel, den meine Frau in der Zwischenzeit gebacken hatte.

Als Gutenachtgeschichte lief in der ARD der alte Michael Curtiz-Film "Helden der Lüfte" ("Captains of the Clouds", USA 1942). Treffend, oder?

Glück ab!

3 Kommentare:

Bernd | 19. Juli 2009 um 17:34

Das erinnert mich an eine tragische Session, während der Kampfpilot MB gleich in zwei Runden jeweils in Zug 2 von einer Explosionskarte aus dem Cockpit (und Spiel) geschleudert wurde. Wir boten ihm einen Neustart an, aber er trug es mit Fassung (dumm für mich, der die Duelle dann alleine bestreiten musste).

Weltenschieber | 19. Juli 2009 um 19:01

Ich kann mich erinnern. MB flog damals die Sopwith Camel von William George Barker. Meine Maschine war die SPAD XIII von Francesco Baracca, mit der ich weiiiiiite Kurven flog. MB trugs mit Fassung. Und Du schlugst Dich in den 1vs2-Duellen nicht übel, wenn ich mich recht entsinne.

BB und ich diskutieren zur Zeit über eine Lösung für das Problem mit dem frühen Ausfall der Flugzeuge. Bei 2vs2-Duellen kann man damit sehr schnell ins Hintertreffen geraten. Wenn man mit zahlenmäßig größeren Staffeln gegeneinander antritt, fällt solch ein Verlust nicht großartig ins Gewicht. Wenn man spezielle Missionen fliegt, kann so ein schneller Abschuß aber das vorzeitige Ende bedeuten, weil das Missionsziel (z.B. eine Bombardierung) nicht mehr erreicht werden kann.

Meiner Meinung nach sollten die Explosionskarten aber nicht prinzipiell aus dem Schadendeck entfernt werden. Für mich machen sie einen gewissen Reiz des Spiels aus. Außerdem ist es (zumindest bei BB und mir) selten so, daß man sich für ein einziges Duell trifft.

Bildet WINGS OF WAR quasi den Epilog eines Spieleabends, halte ich die Entfernung für diskutabel. Bei turnierähnlichen 1vs1-Duellen können sie ruhig drinbleiben, das steigert die Adrenalinausschüttung.

Bei 2vs2-Duellen könnte man sie ebenfalls drin lassen, legt aber vorher eine Prozentzahl (W100) fest, bei der die Flugmaschine explodiert. Wer beim Würfeln Glück hat, zieht dann einfach eine A- oder B-Schadenkarte. (Wäre ebenfalls zu diskutieren.)

Ich werde jedenfalls mal in einschlägigen Foren nachschauen, ob und wie andere Spieler das 'Problem' sehen und eventuell lösen. Und vielleicht kommen hier ja noch einige kreative Kommentare hinzu.

Bernd | 19. Juli 2009 um 22:03

Eine Möglichkeit gerade für 2:2-Duelle wäre auch, die Variante "Respawn/Abschussquote" zu wählen. D.h. man würde z.B. 4 Abschüsse als Duellziel festlegen und nach jedem Abschuss entweder dasselbe Flugzeug oder ein weiteres aus seinem Fundus ins Spiel bringen. Denn gerade ein 2:1-Verhältnis ist für den unterlegenen Spieler kaum noch zu gewinnen. So wäre der Kampf bis zum Ende mehr oder weniger ausgeglichen. (Natürlich geht dabei das Realismusgefühl ein bisschen flöten.)